Bias von Priene war der Sohn des Teutámes aus der kleinasiatischen Stadt
Priene. Er wurde berühmt für seine Redegewandtheit und Überzeugungskraft
im Rechtsstreit.
Er soll den Ioniern, als sie sich trotz einer Niederlage durch die
siegreichen Perser in Panionion versammelt hatten, folgenden Rat gegeben
haben: Sie sollten aus Ionien nach Sardinien auswandern, wenn ihnen ihre
Freiheit wichtig sei und dort eine eigene Stadt gründen. Damit würden
sie nicht nur der Knechtschaft entkommen, sondern auch Wohlstand
aufbauen können.
Bias von Priene lebte vermutlich im 6. Jahrhundert v. Chr., etwa
zwischen 550 und 490 v. Chr., und wirkte vor allem in der
kleinasiatischen Stadt Priene, die am Fluss Mysius in der damals
ionischen Küstenregion lag.
Über die konkrete Ausbildung Bias' sind nur wenige gesicherte Details
erhalten; die antiken Quellen berichten jedoch, dass Bias eine
fundierte philosophische und politische Bildung genossen habe. Er war
wahrscheinlich sowohl mit juristischen als auch mit administrativen
Aufgaben vertraut und war in Priene eine angesehene Persönlichkeit,
die Rat suchte und gab.
Bias von Priene wird oft als Musterbeispiel eines weisheitsvollen
Gesetzgebers beschrieben. Sein Wirken wird in der antiken
Überlieferung vor allem durch folgende Merkmale charakterisiert:
Er soll die Macht in der Politik an Prinzipien der Gerechtigkeit, der
Rechtsübereinstimmung und dem Schutz der Bürgerrechte ausgerichtet
haben. Er verband politische Entscheidungen mit ethischer
Verantwortung.
In seinen Leitsätzen wird häufig die Aufforderung betont, Maß zu
halten, übermäßigen Luxus zu vermeiden und Harmonie in der
Gemeinschaft zu suchen.
Bias' Politik soll darauf gerichtet gewesen sein, das Gemeinwesen
stabil zu führen, öffentliche Ordnung zu sichern und das
wirtschaftliche Wohlergehen der Bürger zu fördern.
Als Teil der Sieben Weisen wird ihm eine klare, prägnante und
überzeugende Redekunst zugeschrieben, mit der er Rat und
Entscheidungen beeinflusste.
Bias gehört zu den Sieben Weisen, weil ihn die antiken Chronisten als
Vertreter einer Kategorie von Staatslehrern sehen, die durch
praktische Weisheit in Staatsführung hervorstachen. Bias verkörperte
die Verbindung von kluger Politik, ethischer Orientierung und
rätlicher Autorität. Außerdem stammt er, wie die andere Weisenfiguren,
aus einer bedeutenden griechischen Polis – Priene in Ionie.
Bias' Name steht synonym für eine Politik, die Recht und Ordnung
betont, ohne in Tyrannei oder Übermaß zu verfallen.
Die Verknüpfung von Maßhaltung, Rechtsstaatlichkeit und staatlicher
Fürsorge macht Bias zu einem exemplarischen “Staatslehrer”-Typus der
griechischen Antike.
Priene, seine Heimatstadt, war bekannt für eine planvolle
Stadtgestaltung und republikanische Bestrebungen, was Bias' Ruf als
Weiser weiter verstärkte.